

Warum wir uns selbst schuldig fühlen — und wie wir liebevoll damit umgehen können
Schuldgefühle sind eine der tiefgründigsten und oft schmerzhaftesten Emotionen, die wir gegen uns selbst richten. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir glauben, nicht genug getan zu haben, wenn wir jemanden enttäuscht haben oder wenn wir uns selbst nicht gerecht geworden sind. Dieses Gefühl ist so alt wie wir – und doch so schwer zu verstehen und loszulassen.
Woher kommen diese Schuldgefühle?
Schon als Kinder lernen wir, dass Fehler schlecht sind. Fehler werden bestraft, oder wir fühlen uns abgelehnt, wenn wir nicht „perfekt“ sind. Anders als ein Kleinkind, das neugierig und offen Fehler macht und daraus lernt, verbinden wir “Erwachsene” Fehler schnell mit persönlichem Versagen. Schuld wird zu einer inneren Stimme, die uns sagt: „Du bist nicht genug.“
Diese Schuldgefühle können so tief werden, dass sie Teil unserer Identität werden. Manche fühlen sich fast „abhängig“ von diesem inneren Leiden, weil ihr Selbstbild mit Angst, Scham und Schuld verwoben ist.
Loszulassen heißt dann oft: Einen Teil von sich selbst „verlieren“.
Deshalb fällt es so schwer, sich frei zu fühlen.
Wie Schuldgefühle uns blockieren
Wenn wir Schuldgefühle nicht annehmen, verhalten wir uns oft so, als müssten wir sie verstecken oder vor anderen verbergen. Das kostet Energie und Lebensfreude. Wir suchen außen nach Schuldigen, um uns selbst zu entlasten – oder wir sind innerlich so streng mit uns, dass wir kaum noch Momente des Glücks zulassen.
Aber Schuld ist nicht unser wahrer Kern. Sie ist eine Emotion, die uns etwas sagen will – oft über Bedürfnisse wie Verständnis, Vergebung oder Selbstannahme.
Der Weg zu einem liebevollen Umgang mit uns selbst
Der Schlüssel liegt darin, Schuldgefühle mit Achtsamkeit zu begegnen. Nicht zu kämpfen, nicht wegzulaufen, sondern sie wahrzunehmen, ohne sofort ins Urteil zu gehen. Ein achtsames „Da ist dieses Gefühl von Schuld“ schafft Raum – Raum, um zu spüren, was dahintersteckt.
Und dann beginnt die wichtigste Frage: Wie kann ich mir selbst jetzt begegnen — so, wie ich einer guten Freundin begegnen würde? Mit Wärme, Sanftmut und Verständnis?
Hier kann eine kleine Übung helfen, die du jederzeit machen kannst:
Schreibe dir selbst einen Brief — als wärst du dein/e beste/r Freund/in.
Erinnere dich daran, dass du menschlich bist, dass Fehler dazugehören und dass du es verdienst, dich selbst liebevoll zu behandeln.
Lies diesen Brief immer wieder, wenn die Schuldgefühle kommen, und spüre, wie sich dein Herz öffnet.
Erinnere dich: Du bist mehr als deine “Schuld”
Deine wahre Identität ist nicht die Schuld -das sich schuldig fühlen, was du fühlst. Hinter diesen Gefühlen liegt ein freies, liebevolles Wesen, das unabhängig von Fehlern und Schwächen wertvoll ist. Wenn du dir das immer wieder erlaubst, kannst du Schritt für Schritt diese alten inneren Verstrickungen lösen.
Du bist längst auf der anderen Seite “des Zauns”angekommen. Der Weg dorthin war nur von Angst und Schuldgefühlen verdeckt. Wenn du lernst, dich selbst wie eine liebe Freundin / einen lieben Freund zu behandeln, wird dieser Weg klarer, leichter und voller Liebe.
photo by tabea magura